Wald ist...
historisch
Zeiten der Kälte
Vor 600 000 bis ca 12.000 v. Chr.
Mit den Eiszeiten verschwand die tropische Fülle von Bäumen. Die Gletscher begannen vor 1,8 Millionen Jahren, jeden Winter weiter nach Süden zu wandern. Die Bäume zogen vor ihnen her, bis die Alpen unüberwindlich vor ihnen aufragten. Für viele Arten bedeutete dies das Ende. In Deutschland blieb nur ein 300 Kilometer breiter Streifen eisfrei. Dort wuchsen Moose und Flechten, an geschützten Stellen überlebten Zwergbirken, Polarweiden und Bergkiefern.
Rückkehr der Bäume
Rund 12.000 v. Chr.
Nach dem Rückzug der Gletscher sind nur noch an wenigen Stellen
vereinzelte Baumgruppen vorhanden. Sie sind die Väter unseres
heutigen Waldes: Buchen, Eichen und Kiefern gehören dazu, aber
auch Fichten, Birken und Weiden. Erste Heimkehrer in der baumlosen Tundra sind vor 12.000 Jahren die angepassten Birken und
Kiefern. Außerdem tut der Wind ein Übriges dazu, ihre Samen über große Strecken hinweg zu verbreiten.
Erfolgsbaum Buche
Rund 4.000 v. Chr.
Vor 4.000 Jahren kehrt die Buche zurück zu uns. Sinkende Temperaturen sorgen dafür, dass sie wärmeliebende Gehölze verdräng-en kann. Um 800 v. Chr. bricht in Mitteleuropa die „Buchenzeit“ an. Weil das Klima seither weitgehend stabil blieb, würden unsere Wälder ohne Bewirtschaftung heute zu 80 Prozent aus dieser Baumart bestehen. Und wir wären großflächig von Wald umgeben. Noch die alten Römer schauderte es vor den germanischen Urwäldern, die ihnen endlos und unbezwingbar erschienen.
Kahlschlag im Mittelalter
Ab dem 11. Jahrhundert n. Chr.
Auf eine einfache Formel lässt sich die Siedlungsgeschichte bringen: Je mehr Menschen, desto weniger Wald. Vor allem vom 11. bis 13. Jahrhundert forderten Siedlungen und Ackerbau ihren Tribut. Im Spätmittelalter benötigen Industrie und Handwerk Unmengen von Holz, beispielsweise für die Metall- und Glasverarbeitung oder Erzverhüttung. Da vorwiegend Buchen verheizt wurden, konnten sich Fichten und Tannen ausbreiten. Eisenerz fand man auch in Kiesböden rund um Bad Griesbach. Die Trichtergruben für den Abbau sind hier noch heute sichtbar.
Wald als Weide
Ab dem 14. Jahrhundert n. Chr.
Seit dem 14. Jahrhundert gehörte der Wald um Bad Griesbach den Landshuter Herzögen. Dennoch ließen die örtlichen Bauern ihre Rinder, Schweine, Ziegen und Schafe dort weiden. Die ausgehungerten Tiere sollten sich von den harten Wintern erholen. Sie fraßen schmackhafte Baumknospen, Blätter, Gräser, Waldfrüchte und junge Bäume. Vom Jungwald überlebten dies nur die stacheligen Fichten, auch der Boden verarmte zusehends. Im 18. Jahrhundert stoppten erste Forstverordnungen das Treiben.
Kampf dem Raubbau
Ab dem 18. Jahrhundert n. Chr.
Gesetzliche Regelungen retteten den Wald. Ab 1800 wurden großflächig Nadelhölzer gepflanzt. Sie lieferten Nutzholz, waren anspruchslos und leicht zu vermehren. Wie im Ackerbau bewirtschafteten die Menschen jetzt Flächen mit fester Größe. Von deren Bäumen durften sie jährlich 1 Prozent fällen, 1 Prozent mussten sie im Gegenzug wieder aufforsten. Besonders rentabel war die Fichte, die nun ihren Siegeszug in den Wäldern antrat.
Holz für die Sieger
Erster und Zweiter Weltkrieg
Auch die beiden Weltkriege veränderten unsere Wälder. So holten sich die Menschen in Notzeiten Holz aus dem Wald. Viel gravierender waren jedoch die großflächigen Kahlschläge, mit deren Erlös Deutschland bei den Siegermächten Wiedergutmachung leistete. Aus Geldmangel pflanzten die Deutschen im Anschluss Fichten und legten damit die Grundlage für die anfälligen Monokulturen.
Mischwald statt Monokultur
2010
Der Wald hier bestand 1980 zu 90 Prozent aus Nadelbäumen.
Heute ist deren Anteil wegen der Windwürfe, aber auch wegen des Borkenkäfers auf 50 Prozent gesunken. Eine naturnahe Waldwirtschaft macht den Wald wieder vielfältig... mit vielen Tannen, Buchen und Eichen, so manchem Bergahorn, Schwarzerle und Esche.